Shitstorms haben das Gesicht der Online-Kommunikation verändert: Aus einem libertären Medium des demokratischen Dialogs scheint ein Forum für Ressentiments und Hassbotschaften geworden zu sein. Das schränkt die kommunikativen Möglichkeiten von Social Media für Journalismus, Politik und Unternehmen stark ein und führt unter Umständen an die Grenzen von Kommunikation.
Ralf Spiller und Thomas Hintzen schaffen einen Überblick über die Forschungssituation, insbesondere was Empörungswellen für Unternehmen bedeuten. Eva Skottke, Kay Bendel und Nick Menger haben Shit- und Candystorms mittels Eye-Tracking-Verfahren analysiert. Frank Überall stellt Shitstorms aus journalistischer Sicht als Gift für die mediale Kommunikation dar. Andreas Elter untersucht empirisch die Socia-Media-Kommunikation der Parteien in Wahlkämpfen. Katharina Emde und Juliane Saß fragen in ihrer empirischen Studie nach der Nutzung von Nachrichten-Fanpages auf Facebook. Christian Solmecke gibt juristische Hinweise für den Umgang mit Shitstorms.
In meinem eigenen Beitrag gebe ich einen Überblick über die Geschichte des Shitstorms und untersuche, inwieweit rhetorische Figuren Sprache und Gestus von Shitstorms beeinflussen.
Hektor Haarkötter (Hrsg.):
Shitstorms und andere Nettigkeiten.
Über die Grenzen der Kommunikation in Social Media.
1. Auflage, Baden-Baden (Nomos) 2016
ISBN 978-3-8487-3064-3
DOI: 10.5771/9783845272085
"Erfreulicherweise errichten die Verfasser der Beiträge keine Verstehenshürden durch allzu akademische Sprache. So führt die Lektüre des relativ schmalen Sammelwerks nicht nur bei Fachpublikum zu Erkenntnisgewinn, sondern auch bei interessierten Otto-Normal-Netznutzern".
C't, Heft 4/2017, S.182
"Stattdessen zeigt Haarkötter die Traditionen und Rationalität von Empörung und Kritik ad personam als rhetorische Strategie auf und betont auf Basis seiner Analyse von Sprachqualität, dass gerade die hoch-emotionalen und prägenden Kommentare in den beiden untersuchten Shitstorms nicht so sehr emotional-eruptiv und unbewusst, sondern rational-bewusst vorgebracht werden (45). Diese Perspektive ist spannend, steht sie doch den “klassischen” Lesarten der emotionalen Empörungskommunikation entgegen, die das eher unreflektierte Entladen von Emotion in den Vordergrund rücken. Diese These stellt einen wertvollen Impuls dar, erfordert aber aufgrund ihrer Komplexität unbedingt weitere empirische Studien".
r:k:m, 08/2017